Carsten Nicolai aka Alva Noto

© Andrey Bold

Biografie

Carsten Nicolai ist ein in Berlin lebender deutscher Künstler und Musiker. Für sein musikalisches Werk verwendet er das Pseudonym Alva Noto. 1965 in Karl-Marx-Stadt geboren, ist er Teil einer Künstlergeneration, die intensiv im Übergangsbereich zwischen Musik, Kunst und Wissenschaft arbeitet. Mit einem starken Bekenntnis zum Reduktionismus kreiert er mit seinen Sound-Experimenten eigene Codes von Zeichen, Akustik und visuellen Symbolen.

Diverse musikalische Projekte umfassen bemerkenswerte Kollaborationen mit Ryuichi Sakamoto, Ryoji Ikeda (cyclo), Blixa Bargeld oder Mika Vainio. Nicolai tourte ausgiebig als Alva Noto durch Europa, Asien, Südamerika und die USA und konzertierte u.a. am Solomon R. Guggenheim Museum in New York, San Francisco Museum of Modern Art, Centre Pompidou in Paris und der Tate Modern in London. Zusammen mit dem japanischen Musiker und Komponisten Ryuichi Sakamoto schrieb Nicolai die Musik zu Alejandro González Iñárritus preisgekröntem Film The Revenant. Die Filmmusik wurde für den Golden Globe, BAFTA, Grammy und Critics Choice Award nominiert. Für Alejandro González Iñárritu entwarf Nicolai ferner das Sounddesign für dessen bahnbrechendes VR-Projekt “Carne y Arena”. 2022 wurde Carsten Nicolai für seine Filmmusik für Marc Wieses "This Stolen Country of Mine" mit dem Deutschen Dokumentarfilm-Musikpreis ausgezeichnet.

Sein musikalisches Œuvre spiegelt sich in seiner Arbeit als bildender Künstler wieder. Nicolai setzt sich - inspiriert von wissenschaftlichen Referenzsystemen - unter anderem mit mathematischen Mustern wie Grids und Codes, Fehler- und Zufallsstrukturen sowie mit dem Phänomen der Selbstorganisation auseinander. Dabei überwindet er immer wieder die Grenzen zwischen den verschiedenen künstlerischen Genres. Nach seiner Teilnahme an der documenta X (1997) und der 49. und 50. Biennale di Venezia (2001 und 2003) werden seine Arbeiten in nationalen und internationalen Ausstellungen renommierter Museen und Galerien präsentiert.

Film

This Stolen Country of Mine, 2021/22
Regie: Marc Wiese
Musik: Alva Noto
Dokumentarfilm
Deutscher Dokumentarfilm-Musikpreis 2022

Draw a Line, 2019
Regie: Benedict Mirow
Musik: Alva Noto, Ryuichi Sakamoto

Babylon, 2019
Regie: Haimi Fenichel
Kurzfilm

Likemeback, 2018
Regie: Leonardo Guerra Seràgnoli
Musik: Alva Noto

Closing Time, 2018
Regie: Nicole Vögele
Musik: Alva Noto

Carne y Arena, 2017
Regie: Alejandro González Iñárritu
Musik: Alva Noto, Ryuichi Sakamoto
VR Film

Roadside Radiation, 2017
Regie: Moritz Schulz
Musik: Alva Noto, Gregor Pfeffer

Any Other Normal, 2016
Regie: Brock Labrenz
Musik: Alva Noto, Ryuichi Sakamoto

The Revenant, 2015
Regie: Alejandro González Iñárritu
Musik: Alva Noto, Ryuichi Sakamoto, Bryce Dessner

Lin, 2010
Regie: Harley Hessel
Kurzfilm

Wochentage, 2004
Regie: Carsten Gebhardt
Musik: Alva Noto

Flashforward, 2004
Regie: Eva Meyer, Eran Schaerf
Musik: Alva Noto

Video

Future Past Perfect pt. 07, 2015

Future Past Perfect pt. 04, 2013

Future Past Perfect pt. 02, 2012

Future Past Perfect pt. 01, 2010

Future Past Perfect pt. 03, 2009

Plamen Dejanoff Documentation, 2007

Camera Lucida, 2007
Video: Evelina Domnitch+Dimitry Gelfand+variuos artists

Kosta 3:30, 2006
Regie: Mikael Olsson+Andreas Roth

The Milkmaid, 2006
Video: Mariana Vassileva

New Ryoanji, 2005
Video: Tagaki Masakatsu
Music: Ryoji Ikeda, Carsten Nicolai





FILMMUSIK

THIS STOLEN COUNTRY OF MINE

Regie: Marc Wiese
Musik: Alva Noto

MEIN GESTOHLENES LAND führt nach Lateinamerika, in ein Land mit immensen natürlichen Ressourcen, unberührter Natur und einer korrupten Regierung: Ecuador.
Der Film folgt Paul Jarrin, dem Anführer des indigenen Widerstands gegen die Ausbeutung seiner Heimat. Er kämpft gegen chinesische Bergbauunternehmen, die Uran abbauen und Söldner einsetzen, um Paul und seine Freunde zu töten. China benutzt die ecuadorianische Regierung, um das Land zu einer seiner neuen Kolonien zu machen. Als der Journalist Fernando Villavicencio diese Machenschaften aufdeckt und Zugang zu den Verträgen zwischen China und Ecuador erhält, will die Regierung auch ihn

Carsten Nicolais Filmmusik wurde ausgezeichnet mit dem Deutschen Dokumentarfilm-Musikpreis 2022

Jurybegründung

THIS STOLEN COUNTRY OF MINE geht der bestürzend aktuellen Frage der Souveränität eines Staates gegenüber ausländischen Mächten nach: Der Film porträtiert ecuadorianische Widerstandskämpfer und Journalisten, die sich gegen den Ausverkauf eines Großteils der landeseigenen Ressourcen an chinesische Investoren stellen. 

Die Musik von Alva Noto verleiht dem Kampf eines Bergdorfes auf subtile Weise eine intensive Kraft, akzentuiert das verstörende Thema des Films feinfühlig und präzise – und bringt uns oft näher heran, als uns lieb ist. Nah, aber nie distanzlos setzt sie aus und hält sich zurück, wenn die Bilder und Aussagen der Protagonisten für sich sprechen. In ihr spiegeln sich die dunklen Schatten wie die aufkeimenden Hoffnungsschimmer des gemeinschaftlichen Widerstandes.

Wir honorieren die Leistung des Komponisten, sich voll und ganz hinter das Thema gestellt zu haben, es durch Klangkollagen und Naturgeräusche zu flankieren und die bestehende Dramatik kühl, zurückhaltend und professionell zu unterstreichen.

FILMMUSIK

LIKEMEBACK

Regie: Leonardo Guerra Seràgnoli
Musik: Alva Noto

Nach ihrem Schulabschluss reisen Lavinia, Carla und Danila nach Kroatien für einen sonnigen Urlaub auf einer Yacht. Begleitet von ihren Handys und ihrem Skipper beginnen die drei jungen Frauen unbekümmert einen neuen Lebensabschnitt.

In seinem zweiten Spielfilm Likemeback – Lügen, Lust & Likes wirft Regisseur Leonardo Guerra Seràgnoli einen dramatischen Blick auf die moderne verführerische Welt der sozialen Medien.

Weltpremiere: Locarno Film Festival 2018

FILMMUSIK

CLOSING TIME

Regie: Nicole Vögele
Musik: Alva Noto


Kuo und seine Frau kochen für die Schlaflosen der Stadt. Sie arbeiten die ganze Nacht und schlafen tagsüber, wie viele andere im pulsierenden Taipeh. Der Film ist ein Versuch, die Zeit festzuhalten, eine filmische Meditation über Zwischenmomente und die Suche nach dem Unerklärlichen, wenn ein Mensch einfach ein Mensch ist.

Weltpremiere: Locarno Film Festival 2018

FILMMUSIK

THE REVENANT - DER RÜCKKEHRER

Regie: Alejandro González Iñárritu
Musik: Alva Noto und Ryuichi Sakamoto, additional music: Bryce Dessner


Der Trapper Hugh Glass wird 1823 auf einer Expedition in der Wildnis Nordamerikas von einem Bären angegriffen und schwer verletzt. Seine Begleiter, der skrupellose Söldner John Fitzgerald, der ehrliche Captain Andrew Henry und der junge Jim Bridger, geben ihm kaum eine Überlebenschance. Sie lassen ihn im Stich und nehmen außerdem seine Ausrüstung und Werkzeuge mit. Doch der Totgeglaubte kämpft sich ins Leben zurück und beschließt, sich an seinen ehemaligen Gefährten zu rächen.

The Revenant wurde im Rahmen der Oscarverleihung 2016 in zwölf Kategorien nominiert. Die Filmmusik erhielt Nominierungen für den Golden Globe, BAFTA, Grammy und Critics Choice Award.